Das Neolithikum, die Jungsteinzeit, ist gekennzeichnet durch eine Veränderung der Produktionsweise. Während Keramikherstellung bereits im Paläolithikum unter Wildbeuterinnen zu finden ist, geht das Neolithikum durch die Pflanzungen von Frauen mit Sesshaftigkeit einher. Die Jagdökonomie läuft bis zum Beginn der Tierzucht noch parallel weiter (siehe Klimaveränderungen im Neolithikum). Das Neolithikum beginnt in Anatolien und im Vorderen Orient ab 10.500 v.u.Z.. In anderen Gebieten leben die Menschen weiterhin als Wildbeuterinnen, weshalb man hier von Epi-Neolithikum oder Mesolithikum spricht. In Südosteuropa beginnt die produzierende Wirtschaftsweise ab 6.500 v.u.Z. und in Mittel- und Westeuropa ab 5500 v.u.Z. (siehe Zeittafel der menschlichen Geschichte).
Gott MUTTER Schamanin von Hilazon Tachtit
Erläuterungen zu der Gott MUTTER Schamanin von Hilazon Tachtit
Das bisher älteste jemals gefundene Schamanengrab ist das Grab einer Schamanin. Da sich die Menschen zu Beginn des Neolithikums – wie im Paläolithikum – GOTT ausschließlich als MUTTER vorstellten, handelt es sich bei der Schamanin von Hilazon Tachtit um eine Schamanin von Gott MUTTER, was auch durch die Gott MUTTER Funde von Berekhat Ram (280.000 – 250.000 v.u.Z). und Munchata (circa 6.000 v.u.Z.), die beide aus den Golanhöhen stammen, religionshistorisch abgesichert ist. Das Alter der Gott MUTTER Schamanin von Hilazon Tachtit wird von der maßgeblichen Archäologin Leore Grosman von der Hebräischen Universität in Jerusalem mit circa 45 Jahre angegeben und ihre Größe auf 1,50 m.
Gott MUTTER Darstellung aus Qara, Saudi Arabien
Erläuterungen zu der Gott MUTTER Darstellung aus Qara, Saudi-Arabien
Gott MUTTER Darstellung mit Doppelaxt-T-Symbol (Labrys)
aus der Höhle Palanli bei Adiyaman, Kappadokien, Türkei | Datierung: Ende Paläolithikum bzw. Epipaläolithikum
Erläuterungen zu den Gott MUTTER Darstellungen mit Doppelaxt-T-Symbol (Labrys)
In der Höhle Palanli finden sich Tierzeichnungen aus dem Aurignacien. Bei der oberen Zeichnung wird die Datierung von Emmanuel Anati in seinem Buch jedoch mit Ende des Paläolithikums angegeben. Auf dieser Zeichnung deutlich sichtbar sind neben der Großen Gott MUTTER Darstellung, mehrere weitere weibliche Darstellungen sowie ein weiblicher Unterleibstorso. Unter den Frauenabbildungen befindet sich – fein punktiert – eine Tierzeichnung. Außerdem finden sich dort die Ritzzeichnungen zweier Sonnen, die eventuell den Tagesverlauf der Sonne von Ost nach West wiedergeben und ein wichtiger Anhaltspunkt waren für den naturbasierten Wiedergeburtsglauben in der Religion von Gott MUTTER. Auffallend an der Zeichnung ist die Doppelaxt, die Labrys als deutlich sichtbares T‑Wiedergeburts-Symbol – das wir ja bereits in zahlreichen Abbildungen in Mutterhöhlenheiligtümern aus dem Paläolithikum nachweisen konnten (Siehe Höhlen von Altamira und Pech Merle) und auch noch später als Labrys in Kreta oder in kupfersteinzeitlichen Gräbern in Warna und aus Jade in Dolmengräbern in der Bretagne in Frankreich finden.
Deutlich ist, dass es sich bei den Labrys-Doppeläxten nicht um Waffen handelt, denn weder Gold noch Jade sind geeignete Werkstoffe als Arbeits- oder gar Kriegsgerät. Tatsächlich hat die Labrys eine enge Wortverwandtschaft mit den Venuslippen der Vulva, die auch als Labien bezeichnet werden und mit dem Labyrinth. Tatsächlich heißt Labyrinth „Haus der Labrys“ und das Labyrinth ist folglich das Symbol der Gebärmutter, der Raum der Geburt und der Wiedergeburt. (Armbruster, Kirsten: Das Muttertabu oder der Beginn von Religion, 2010, S. 102). Das ZDF berichtete 2004 in einer Terra X Sendung über das Labyrinth, dass in Indien bis heute das Labyrinth die Gebärmutter verkörpert und seine Ringe den Weg des Ungeborenen durch die sieben Räume ins Leben wiedergeben. (ZDF Mediathek, 9.8.2004).
In enger Analogie steht die Labrys-Doppelaxt zu den Flügeln der Schmetterlinge. Der Schmetterling ist ebenfalls wie die Schlange ein Symbol für die Metamorphose des Lebens. Carola Meier-Seethaler schreibt dazu:
„Der Schmetterling … gilt im Alten Kreta als ein Seelentier, das Erdgeburt, Todeswandlung und Neugeburt symbolisiert. Sein jährliches Absterben im Herbst und sein Wiedererscheinen im Frühling unterstützt den Gedanken an die Wiedergeburt“. (Meier-Seethaler, Carola: Von der göttlichen Löwin zum Wahrzeichen männlicher Macht“; Ursprung und Wandel großer Symbole, 1993, S. 41).
Mutterhöhlenheiligtümer – Von Menschen gebaut
Während im Paläolithikum die Höhlen als Mutterhöhlenheiligtümer Naturräume der Religion von Gott MUTTER sind, finden wir im Neolithikum erstmals von Menschen gebaute Mutterhöhlenheiligtümer als Orte des Totenkults und der Wiedergeburt. Natürlich werden diese Sakralbauten dem Körper der Mutter nachgestaltet. So finden wir ab 9600 v.u.Z. in Göbekli Tepe, in Anatolien, in der Türkei, unter von Menschen angehäuften bauchförmigen Erdhügeln, kreisrunde, steinerne Gebärmutterräume mit Vagina als Gebärkanal als frühe Formen eines Labyrinths in Verbindung mit T‑Wiedergeburtssäulen und Schalensteinen. Auch die Dolmengräber mit bauchförmigem Tumulus in Westeuropa, die zum Beispiel in Portugal bis heute Mámoas heißen, spiegeln die Wiedergeburtsreligion von Gott MUTTER wider. Erstmals in Malta und Gozo finden wir schließlich die ersten Tempelanlagen und Totenkultstätten als Ganz-Körpertempel von Gott MUTTER, ebenso wie in Sardinien, in Sizilien und in Irland und tatsächlich finden wir beides – allerdings patriarchal besetzt – bis heute in den Kathedralen. Wir mögen heute von mütterlichen Körperlichkeiten entfremdet sein, die Menschen der Steinzeit waren es nicht. Schemazeichnungen des mütterlichen Körpers verdeutlichen die vom Phallus- und Sexualisierungskult des Patriarchats verdrängte matrifokale Sichtweise der Steinzeit.
Körpertempel von Gott MUTTER in Malta und Gozo, 4.100 – 2.500 v.u.Z.
Erläuterungen zu den Körpertempeln von Gott MUTTER in Malta und Gozo
Die Gott MUTTER Tempel von Gigantija auf Gozo und die Tempel von Tarxien auf Malta spiegeln in ihrem Aufbau deutlich den Körper von Gott MUTTER. Die schlafende Gott MUTTER Figurine aus dem Hypogäum von Hal Saflieni, einem weiteren unterirdischen Mutterheiligtum in Malta, das auf 3.800 – 2.500 v.u.Z. datiert wird und dessen Wände mit ockerfarbenen Malereien geschmückt sind, diente als Begräbnisstätte, so wie Göbekli Tepe in der Türkei.
Sehr deutlich wird an dieser Stelle das steinzeitliche Verständnis des Todes, das als Schlaf wahrgenommen wird, sichtbar. So wie die Sonne jeden Abend im Westen rot am Horizont versinkt und am Morgen im Osten ebenfalls rot wiedergeboren wird, so wurde der Tod durch dieses Naturverständnis verstanden und daher nicht gefürchtet. Er glich dem Schlaf. In der Schwärze der Nacht findet die Wiederverwandlung des Todes in neues Leben statt.
Die Höhle des Paläolithikums wird nun im Neolithikum aufgrund der Sesshaftigkeit im Unterirdischen nachgebaut. Dieses Verständnis des „Guten Todes“, patriarchal überlagert, aber trotzdem sichtbar, ist in den Schwarzen Madonnen erhalten geblieben. Besonders deutlich tritt es in der Schwarzen Madonna „La Bonne Mort“, der Guten Frau Tod aus Clermont Ferrand in der Auvergne in Frankreich zutage. (mehr dazu in: Armbruster, Kirsten: Der Muschelweg – Auf den Spuren von Gott MUTTER, 2014, S. 140 – 152).
Körpertempel in der Tradition von Gott MUTTER in den Kathedralen, heute patriarchal überlagert
Erläuterungen zu den Kathedralen
Bei den Kathedralen deutlich sichtbar ist der Ursprung der Kathedralen aus der steinzeitlichen Tradition der Körpertempel von Gott MUTTER. Das Gott VATER Christentum hat das herrschaftlich-patriarchal okkupiert.
Die Kathedrale in Canterbury
Natürlich gibt es auch heute noch eine Maria in Canterbury: Our Lady of Canterbury. Die christliche Maria ist im Gegensatz zur Gott MUTTER der Steinzeit ebenfalls stark patriarchal okkupiert. Sie wird heute zwar noch die Muttergottes genannt, aber sie selbst darf nicht mehr GOTT sein und in ihrer Mutterrolle wird sie zum passiven, dienenden Gefäß eines Gott VATERS degradiert. Diese vom Patriarchat propagierte, dienende Mutterrolle unterscheidet sich fundamental von dem vorpatriarchalen, matrifokalen Mutterbild.
Die Kathedrale von Chartres und das Labyrinth aus der Kathedrale von Chartres
Das Labyrinth in Chartres hat 12 m im Durchmesser und elf konzentrische Kreise und in der Mitte ist eine Blume – die Blume als Symbol für die Vulva. Die Kathedrale von Chartres ist eine Kathedrale in der Tradition der Notre Dame. In der Kathedrale befindet sich deshalb auch eine bekannte, wohl ursprünglich Schwarze Madonna. Ihr Name spricht für sich: Es ist die Notre-Dame-Sous-Terre, also die göttliche Mutter unter der Erde, sprich: Gott MUTTER aus der Höhle des Paläolithikums. Kein Wunder: Waren doch die Höhlen die Kathedralen der Steinzeit!
Petroglypen als Nabelsteine in Form eines Gebärmutter-Labyrinths von Gott MUTTER
Laxe das Rodas, Galicien, Spanien
Erläuterungen zu den Petroglyphen
Aus der Steinzeit – der Zeit der Heiligen Steine – stammen auch Felsritzzeichnungen in Form eines Labyrinths. Nicht nur in Valcamonica in Italien finden wir ein rundes, in Fels geritztes Labyrinth, sondern auch zahlreich in Galicien im Nordwesten Spaniens, wo nicht zufällig der Muschelweg, den das Patriarchat Jacobsweg nennt, verläuft. Gut erhalten sind die Petroglyphen aus Laxe das Rodas auf der Halbinsel Louro bei Muros. Auch sie verkünden den Ursprung des Labyrinths als Gebärmutter mit seinen Umläufen, die Zeit der Schwangerschaft widerspiegelnd, die das wachsende Leben, genährt durch die Nabelschnur, im Leib der Mutter braucht, bis es von ihr geboren wird. Dieser Vorgang war heilig im Paläolithikum und im Neolithikum. Er war Gegenstand der Religion. Nicht der Phallus, nicht das „Der-nackte-Frauenkörper-ist-Sexobjekt-des-Mannes-Denken“ der tief patriarchal-sexistischen Archäologie.
Deutlich zu sehen auf diesen Bildern ist der Schalenstein als Nabelstein – wie er auch in den T‑Wiedergeburtssäulen in Göbekli Tepe in der Türkei in Anlage D zu finden ist. (mehr zu den Petroglyphen von Laxe das Rodas in dem Buch: Armbruster, Kirsten: Der Muschelweg – Auf den Spuren von Gott der MUTTER“, 2014, S. 30 – 43).