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Männliche Darstellungen im Paläolithikum

Kirsten Armbruster

Män­ner­dar­stel­lung aus dem Paläo­li­thi­kum (25.000 – 20.000 v.u.Z.) aus Lauss­sel in der Dordo­gne (Frank­reich)| Bild: ent­nom­men aus Cohen Clau­di­ne, 2003; Ori­gi­nal des Bil­des: Musée d’A­qui­taine, Bordeaux

Vor­ne weg: Männ­li­che Dar­stel­lun­gen im Paläo­li­thi­kum wer­den bei her­sto­ry-histo­ry nicht unter­schla­gen, son­dern tat­säch­lich gibt es kaum welche.

Die am bes­ten erhal­te­ne der raren Män­ner­dar­stel­lun­gen im Paläo­li­thi­kum ist aus Laus­sel in der Dordo­gne (Frank­reich). Laus­sel ist der Fund­ort der berühm­ten Gott Mut­ter Dar­stel­lung von Laus­sel mit dem Mond­horn, (Datie­rung: Gra­vet­ti­en, 25.000 – 20.000 v. u. Z.). Eine wei­te­re männ­li­che Dar­stel­lung aus dem Gra­vet­ti­en fin­den wir eben­falls an einem der berühm­ten Fund­or­te von Gott MUTTER Dar­stel­lun­gen, näm­lich in der Höh­le von Brass­em­pouy in Aqui­ta­ni­en, eben­falls in Frankreich.

Männ­li­che Dar­stel­lung aus Brass­em­pouy, Gra­vet­ti­en, Aqui­ta­ni­en, Frank­reich | Bild: Franz Arm­brus­ter, Musée Archéo­lo­gie Natio­na­le (MAN), St.-Germain-en-Laye

Die natürliche integrative Ordnung der Mutter

Die Wie­der­frei­le­gung der vom Patri­ar­chat mit Gewalt unter­schla­ge­nen Matrif­o­ka­len Geschich­te der Mensch­heit macht sicht­bar, dass die Men­schen im Paläo­li­thi­kum ihr Bild des Uni­ver­sums aus der Beob­ach­tung der Natur bezo­gen. Die­se Beob­ach­tung beinhal­te­te ein Erle­ben der Natür­li­chen Inte­gra­ti­ven Ord­nung der MUTTER, (sie­he Arm­brus­ter, Kirs­ten: Matrif­o­ka­li­tät, 2014). Der Mann ist Teil die­ser Inte­gra­ti­ven Müt­ter­li­chen Ord­nung, er ist aber nicht ihr Zen­trum, da nur das weib­li­che Geschlecht über die ein­ma­li­ge Fähig­keit ver­fügt, neu­es Leben in der Bauch-Höh­le her­an­wach­sen zu las­sen und durch die Vul­va zu gebä­ren. Nur mit die­sem Ver­ständ­nis wird klar, wor­um es bei den Höh­len­ma­le­rei­en und den zahl­rei­chen Gott MUTTER Figu­ri­nen im Paläo­li­thi­kum geht, und war­um es kaum männ­li­che Dar­stel­lun­gen aus die­ser Zeit gibt und schon gar kein vom Leben abge­trenn­ter Phal­lus­kult besteht, dem patri­ar­cha­le Archäo­lo­gen ver­zwei­felt nachjagen.

Die Inte­gra­ti­on des Man­nes in der Matrif­o­ka­len Sozia­len und Reli­giö­sen Anbin­dungs- Los­bin­dungs- und Rück­bin­dungs­ord­nung von Gott MUTTER wird hin­ge­gen deut­lich in der Dar­stel­lung des getö­te­ten oder ver­wun­de­ten Men­schen in der Höh­le Pech Mer­le in Lot über den das T- Wie­der­ge­burts­sym­bol deut­lich sicht­bar gemalt ist.

Die Dar­stel­lung – nicht zufäl­lig in der Far­be Rot – ist nicht weib­lich und nicht männ­lich. Sie zeigt ein­fach die Tat­sa­che, dass mensch­li­ches Leben von der Mut­ter gebo­ren und auch nur von ihr wie­der­ge­bo­ren wer­den kann. Ein männ­li­cher Schöp­fer, wie in viel spä­te­ren patri­ar­cha­len Zei­ten, exis­tiert nicht im Bewusst­sein der Men­schen, denn Leben wird gebo­ren nicht geschöpft oder er-schaf­fen, denn er schafft das nicht.

Auch die berühm­te Brun­nen­sze­ne in dem Mut­ter­höh­len­hei­lig­tum von Las­caux mit dem Vogel­kopf und dem eri­gier­ten Penis des Man­nes, der Nas­horn-Mut­ter und dem Mut­ter­far­ben-Storch kann in die­sem Sin­ne inter­pre­tiert werden.

Zwei wei­te­re männ­li­che Dar­stel­lun­gen, bereits aus dem Mag­da­lé­ni­en, eben­falls mit einem eri­gier­ten Penis und bei­de aus dem Gebiet der Pyre­nä­en, kön­nen auch in die­ses Ver­ständ­nis der Natür­li­chen Inte­gra­ti­ven Ord­nung der Mut­ter ein­ge­ord­net wer­den. Ein­mal die Männ­li­che Ritz­zeich­nung auf einer Pla­ket­te aus dem Mut­ter­höh­len­hei­lig­tum von Mas d´Azil aus der Ariè­ge in Frank­reich und eben­falls Fund­ort einer berühm­ten Gott-Mut­ter-Figu­ri­ne. Der Mann am Fund­ort Mas d´Azil wird in Ver­bin­dung mit einer Bären­pfo­te abge­bil­det, was dar­auf hin­deu­ten könn­te, dass er durch einen Bären getö­tet wur­de und nun durch Gott MUTTER wie­der­ge­bo­ren wer­den soll. Es könn­te aber auch sein, dass die Bären­pfo­te direkt in Ver­bin­dung mit der Ge-Bär-Kraft der Bären­mut­ter steht, da die Bären­mut­ter sich zum Win­ter­schlaf in die Erd­mut­ter­höh­le zurück­zieht, um im Früh­ling die Höh­le wie­der zu ver­las­sen, also neu gebo­ren zu wer­den. Die Bären­mut­ter steht des­halb ja in beson­ders engem Ver­ständ­nis der Wie­der­ge­burts­re­li­gi­on von Gott MUTTER.

Mann mit eri­gier­tem Penis und einer Bären­pfo­te | Höh­le von Mas d´Azil, Dépar­te­ment Ariè­ge, Frank­reich, Datie­rung Mag­da­lé­ni­en 16.000 – 15.000 v.u.Z. | Bild: Franz Arm­brus­ter; Musée Archéo­lo­gie Natio­na­le (MAN), St.-Germain-en-Laye

Eine ähn­li­che Zeich­nung eines Man­nes mit eri­gier­tem Penis fin­det sich auf einer Pla­ket­te im Mut­ter­höh­len­hei­lig­tum Istu­riz-Oxo­cel­ca­ya im fran­zö­si­schen Bas­ken­land mit der berühm­ten Stein­mut­ter und den Wie­der­ge­burts-Durch­schlupf-Dar­stel­lun­gen von Frau­en und Wisenten.

Mann mit eri­gier­tem Penis auf einer Pla­ket­te im berühm­ten Mut­ter­höh­len­hei­lig­tum Istu­riz und Oxo­cel­ha­ya im fran­zö­si­schen Bas­ken­land, wahr­schein­li­che Datie­rung Mag­da­lé­ni­en, Foto: Franz Arm­brus­ter aus dem der Höh­le ange­glie­der­ten Museum

Geburt und Wiedergeburt statt Sexkult und Phalluskult

In den paläo­li­thi­schen Höh­len geht es um das A und O des Lebens, um Geburt, die Zeit des Lebens, den Tod und die Wie­der­ge­burt. Sexua­li­tät ist in die­sen gro­ßen Pro­zes­sen des Wer­dens, des Ster­bens und der Wand­lung in neu­es Leben ein zwar schö­ner, aber tat­säch­lich nur klit­ze­klei­ner Moment. Des­we­gen fin­den wir in den paläo­li­thi­schen Höh­len auch kei­ne ein­zi­ge Dar­stel­lung des Sexu­al­ak­tes. Es geht in der Zeit der paläo­li­thi­schen Wild­beu­te­rin­nen auch nicht um Frucht­bar­keit, wie im Lau­fe des Neo­li­thi­kums, und schon gar nicht um männ­li­che Frucht­bar­keit, wie wir sie frü­hes­tens ab 7.000 v.u.Z. mit Beginn der auf Wachs­tum fixier­ten, pri­vat­ei­gen­tums­bil­den­den Rin­der­her­den­hal­tung fin­den. Da der Mann zur Ent­ste­hung neu­en Lebens mit dem Sper­mi­en­er­guss (denn Sper­mi­en sind kei­ne Samen) im Lie­bes­akt nur einen win­zig klei­nen Moment bei­trägt und die Wand­lung von Tod in neu­es Leben nicht männ­lich son­dern aus­schließ­lich müt­ter­lich kon­no­tiert wird, fin­den wir in den paläo­li­thi­schen Höh­len nicht nur kei­nen Sexu­al­kult son­dern auch kei­nen Phal­lus­kult. Wie wir gese­hen haben, wird der Phal­lus im Paläo­li­thi­kum in eri­gier­ter Form durch­aus abge­bil­det. Sehr deut­lich zu erken­nen ist aber, dass der Phal­lus immer in Ver­bin­dung mit Gott MUTTER dar­ge­stellt wird. Tat­säch­lich bleibt dies auch im Neo­li­thi­kum so, wo die ers­ten unzwei­fel­haf­ten Phal­lus­sym­bo­le in Tepe Gür­an im Zagros­ge­bir­ge und in Tell-es Saw­wan, bei­de im heu­ti­gen Irak, und in der Hal­af­kul­tur, in Form von Phal­lu­s­amu­let­ten, zwi­schen 5.800 und 5.000 v. u. Z, sogar noch immer in Ver­bin­dung mit Sta­tu­et­ten der Göt­tin zu fin­den sind. (Bott, Ger­hard, 2014, S. 14). Der Phal­lus im Paläo­li­thi­kum hin­ge­gen steht nie iso­liert, er wird nie über­di­men­sio­niert dar­ge­stellt und steht nie in Ver­bin­dung mit Gewalt und Ver­ge­wal­ti­gung wie so häu­fig in der gewalt­ba­sier­ten Miss­brauchsun­kul­tur des Patri­ar­chats, wel­che die natür­li­che fema­le choice mas­siv missachtet.

Von einer gra­vie­ren­den sozio­his­to­ri­schen Unkennt­nis getra­gen ist hin­ge­gen die Phal­lu­s­ob­ses­si­on eini­ger patri­ar­cha­ler Archäo­lo­gen, die ver­zwei­felt im Paläo­li­thi­kum gewalt­ba­sier­ten, sexu­el­len, ity­phal­li­schen Patri­ar­chats­phan­ta­sien nach­ja­gen. In die­sem Zusam­men­hang ste­chen die Tübin­ger Archäo­lo­gen um Nicho­las J. Conard, die sich ver­ant­wort­lich zeich­nen die Fun­de des UNESCO Welt­kul­tur­er­bes in der Schwä­bi­schen Alb patri­ar­chal auf­be­rei­tet zu inter­pre­tie­ren, beson­ders nega­tiv her­vor. In einem Arti­kel, der 2006 im Archäo­lo­gi­schen Kor­re­spon­denz­blatt ver­öf­fent­licht wur­de, ver­stei­gen sich die Autoren zu hane­bü­che­nen Phal­lu­s­in­ter­pre­ta­tio­nen und zu der Aus­sa­ge, dass „die Sexua­li­tät ein all­ge­gen­wär­ti­ges The­ma der dama­li­gen Men­schen war“. (Conard Nicho­las J; Kie­sel­bach Petra, Archäo­lo­gi­sches Kor­re­spon­denz­blatt, 36, 2006, S. 457 – 472).

Aus­führ­lich beschrie­ben wird von den Autoren in die­sem Zusam­men­hang ein in 14 Ein­zel­tei­le zer­bro­che­nes, aus dem Gra­vet­ti­en stam­men­des „phal­lus­för­mi­ges Werk­zeug aus dem Hoh­le Fels“, das als „Schlag­in­stru­ment“ mit „Nut­zungs­spu­ren“, die auf eine „schla­gen­de oder rei­ben­de Tätig­keit“ hin­wei­sen, inter­pre­tiert wird und Teil eines „paläo­li­thi­schen sexu­el­len Ritus“ sein soll. Die Autoren neh­men dies­be­züg­lich Bezug auf Ver­öf­fent­li­chun­gen von R. Feus­tel aus dem Jah­re 1971 über „Sexuo­lo­gi­sche Refle­xio­nen über jung­pa­läo­li­thi­sche Objek­te“, in denen für das phal­lus­ar­ti­ge aus dem Gra­vet­ti­en stam­men­de paläo­li­thi­sche „Schlag­in­stru­ment“ ange­nom­men wird, dass es „völ­ker­kund­li­chen Quel­len zufol­ge, wie in Indi­en als Teil eines Deflo­ra­ti­ons­ri­tus oder wie bei Ban­tu spre­chen­den Grup­pen Afri­kas zur Erwei­te­rung der Schei­de“ gedient haben könn­te. (eben­da, S. 469). Die Nut­zungs­spu­ren auf dem phal­lus­för­mi­gen Stein­werk­zeug sei­en ver­gleich­bar mit etwas klei­ne­ren Geröll­fun­den aus dem Mut­ter­höh­len­hei­lig­tum Istu­riz erfah­ren wir auf Sei­te 466 des­sel­bi­gen Arti­kels. Und prompt lüf­ten sich die gewalt­ba­sier­ten Phal­lus­phan­ta­sien der Tübin­ger For­scher: Das Mut­ter­höh­len­hei­lig­tum Istu­riz-Oxo­cel­ha­ya ist nicht nur berühmt für sei­ne rot bemal­ten, pen­ta­to­ni­schen Klang­höh­len-Sta­lag­ti­ten, son­dern auch für eine dort gefun­de­ne, berühm­te, paläo­li­thi­sche Flö­te, also für Musik im Mut­ter­höh­len­hei­lig­tum. Und so erweist sich der angeb­li­che Deflo­ra­ti­ons- und Schei­den­er­wei­te­rungs­phal­lus als das, was er in Wahr­heit ist: ein Schlag­in­stru­ment für Musik, denn mer­ke – so möch­te frau den phal­lus­be­ses­se­nen Archäo­lo­gen zuru­fen: Selbst im heu­ti­gen Patri­ar­chat ist nicht jeder Trom­mel­schle­gel ein Phallus.

Doch damit nicht genug. Die Autoren belas­sen es nicht bei die­ser einen patri­ar­cha­len Fehl­in­ter­pre­ta­ti­on, son­dern offen­ba­ren ihr ganz offen­sicht­lich gestör­tes, por­no­gra­phisch ver­zerr­tes Sexu­al­ver­ständ­nis mit einer wei­te­ren Abbil­dung im Text, nach­ge­zeich­net nach dem Autor Duhard aus dem Jah­re 1996, der den in der grie­chi­schen und latei­ni­schen Lite­ra­tur berühm­ten Priapos/​Priapus mit sei­nem absurd über­gro­ßen Penis auf eine weib­li­che Figu­ri­ne aus dem paläo­li­thi­schen Laus­sel über­trug und von Rau et al, einem wei­te­ren Archäo­lo­gen­team aus dem Archäo­lo­gi­schen Lan­des­mu­se­um Kon­stanz in dem Buch „Eis­zeit, Kunst und Kul­tur“ (2009, S. 396), erneut auf­ge­nom­men wurde.

Inter­es­sant ist in die­sem Zusam­men­hang fol­gen­de Tatsache:

Lei­det ein Mann unter einer dau­er­haf­ten, nicht zurück­ge­hen­den Erek­ti­on sei­nes Penis, wird die­ses Krank­heits­bild heu­te medi­zi­nisch Pria­pis­mus genannt, benannt nach Priapos“.

Das weiß sogar WIKIPEDIA (Stich­wort Pria­pos). Las­sen wir die Bil­der sprechen:

Priapus
Pria­pus auf einem Fres­co aus Pom­peii | Bild: Wiki­me­dia Com­mons, User Fer,filol

Die Abbil­dung der phal­lus­be­ses­se­nen Archäo­lo­gen, wel­che angeb­lich die paläo­li­thi­sche Rea­li­tät in Laus­sel wie­der­ge­ben soll sieht fol­gen­der­ma­ßen aus:

Links das Phal­lus­phan­ta­sie­pro­dukt nach Dur­ham mit einem über­gro­ßen Penis, wel­cher der Frau­en­fi­gur in ihrem Leib bis zum Busen reicht und rechts die archäo­lo­gi­sche Rea­li­tät | Bil­der: Don­maps, Stich­wort Venus von Laussel

Ein wei­te­rer Kom­men­tar erüb­rigt sich wohl!

Tat­säch­lich fin­den wir in der Archäo­lo­gi­schen Rea­li­tät die Dar­stel­lung eines sexu­el­len Lie­bes­akts erst­mals im Neo­li­thi­kum um 8000 v.u.Z. in Ain Sakhri in Jor­da­ni­en in der Natu­fi­en Kul­tur. (Bott, Ger­hard, 2009, S. 151).

Erst­ma­li­ge Dar­stel­lung eines Sexu­al­ak­tes in Ain Sakhri im Neo­li­thi­kum ab 8000 v.u.Z., Jor­da­ni­en, Natu­fi­en Kul­tur | Bild: Wiki­me­dia Com­mons, User: geni GFDL

Einen Phal­lus­kult fin­den wir his­to­risch sogar erst in der Bron­ze­zeit, sehr gut erkenn­bar bei den Fels­ritz­zeich­nun­gen von Bohüs­lan in Schwe­den und zwar in Ver­bin­dung mit einem Männ­li­chen Gott, der Dar­stel­lung der soge­nann­ten Hei­li­gen Hoch­zeit, die sich hier noch ein­mal deut­lich als patri­ar­cha­les Ritu­al erweist. His­to­risch zeit­gleich wer­den die­se Fels­ritz­zeich­nun­gen mit Gewalt­ak­ten durch Speer­ver­let­zun­gen u.a. von zahl­rei­chen Kin­dern gese­hen, die in Mas­sen­grä­bern aus eben die­ser Zeit nach­ge­wie­sen wer­den konn­ten. (Infor­ma­ti­on Muse­um Bohüs­lan, Schweden)

Speergott des Felsens von Litsleby
Die vor Ort als „Speer­gott des Fel­sens von Lit­s­le­by“ bezeich­ne­te männ­li­che Dar­stel­lung mit sei­ner impo­nie­ren­den Grö­ße von 2,30 m und einem über­di­men­sio­nier­ten eri­gier­ten Penis ist die größ­te Men­schen­fi­gur, die auf den Fels­bil­dern in Bohüs­lan gefun­den wur­de | Bild: Kirs­ten Arm­brus­ter, Muse­um Bohüs­lan, Schweden
Phalluskult in der Bronzezeit in Verbindung mit der Darstellung eines Liebesaktes zwischen Frau und Mann
Phal­lus­kult in der Bron­ze­zeit in Ver­bin­dung mit der Dar­stel­lung eines Lie­bes­ak­tes zwi­schen Frau und Mann mit eben­falls über­di­men­sio­nier­tem Penis, der vor Ort als soge­nann­te „Hei­li­ge Hoch­zeit“ benannt wird, was noch ein­mal ver­deut­licht, dass die Hei­li­ge Hoch­zeit ein patri­ar­cha­les Ritu­al ist und sicher­lich nicht in Ver­bin­dung mit Matrif­o­ka­li­tät steht, Fels­ritz­zeich­nung aus Bohüs­lan, Schwe­den | Bild: Kirs­ten Armbruster

Keine Jagdszenen im Paläolithikum

Inter­es­sant im Zusam­men­hang mit männ­li­chen Dar­stel­lun­gen aus dem Paläo­li­thi­kum und die damit ver­bun­de­ne Inter­pre­ta­ti­on des Man­nes als Ernäh­rer der Frau­en und Kin­der, ist, dass es prak­tisch kei­ne Höh­len­ma­le­rei­en aus die­ser Zeit gibt, die Jagd­sze­nen dar­stel­len, was noch­mal deut­lich zeigt, dass die Höh­len kei­ne Jagd­hei­lig­tü­mer sind, was ja auch nicht wei­ter ver­wun­der­lich ist, wenn man die Erkennt­nis hin­zu­zieht, dass Mulier-Homo sapi­ens im Ver­gleich zu nean­der­tha­len­sis gar kein gro­ßer Jäger war, was bereits von J. H. Reich­holf in sei­nem Buch „Das Rät­sel der Mensch­wer­dung“ (2010) auf­ge­führt wird (zit. in Bott, 2014) und von Ger­hard Bott (2014) wei­ter aus­ge­führt wird. Bott schreibt:

Rich­tig ist, dass unse­re Art „homo sapi­ens“, wie auch sei­ne Vor­fah­ren, sich vor­wie­gend vege­ta­risch vom Sam­mel­gut und nicht von der Jagd ernähr­ten. Anders ist dies bei den Nean­der­ta­lern, die ihre Ernäh­rung stär­ker der Jagd ver­dank­ten, etwa so wie die Esqui­mos…“ (Bott, Ger­hard, 2014, S. 19).

Ein paar Sei­ten wei­ter kon­kre­ti­siert Bott die Aus­sa­gen über das gerin­ge Jagd­ver­hal­ten bei Mulier-Homo sapi­ens, denen ja die paläo­li­thi­schen Höh­len­ma­le­rei­en zuge­schrie­ben wer­den. Er ergänzt bezug­neh­mend auf wei­te­re Ein­las­sun­gen Reichholfs:

(2) Wie Reich­holf zuvor immer wie­der aus­ge­führt hat­te, waren die Frau­en für eine „hin­rei­chen­de Ver­sor­gung“ kei­nes­wegs von der Jagd­beu­te der Män­ner abhän­gig: Er bestrei­tet sogar, dass die Män­ner der afri­ka­ni­schen homo sapi­ens Jäger gewe­sen sei­ne (s. S: 248 f,234) und aner­kennt, dass die Grup­pen sich über­wie­gend vom Sam­mel­gut der Frau­en ernähr­ten“. (Bott, Ger­hard, 2014, S. 24).

Inter­es­san­ter­wei­se fin­den sich groß­flä­chi­ge Jagd­sze­nen als Wand­ma­le­rei­en erst­mals in der Stadt Catal Höyük in Ana­to­li­en in der Tür­kei (Besie­de­lung ab 7200 v.u.Z.), also in einer Zeit, wo erst­mals die Rin­der­do­mes­ti­ka­ti­on auf­trat. Jagd­sze­nen im Paläo­li­thi­kum sind hin­ge­gen extrem sel­ten dar­ge­stellt. (Infor­ma­ti­on: Musée Archéo­lo­gie Natio­na­le (MAN), St.-Germain-en-Laye). Eine Aus­nah­me könn­te der gra­vier­te Stab eines Ren­tier­ge­weihs sein, der in der Höh­le La Vache in Alli­at gefun­den wur­de und als „Jagd des Auer­och­sen“ inter­pre­tiert wird.

Jagd­sze­ne aus der Grot­te de la Vache in Alli­at, Ariè­ge, Mag­da­le­ni­en 14.000 – 12.000 v.u.Z., Frank­reich | Bild: Franz Arm­brus­ter; Musée Archéo­lo­gie Natio­na­le (MAN), St.-Germain-en-Laye

Eine Bestä­ti­gung, dass unter der heu­ti­gen in Euro­pa vor­herr­schen­den patri­ar­cha­len Gott Vater Theo­lo­gie des Chris­ten­tums die Reli­gi­on von Gott MUTTER liegt, zei­gen u.a. die Dämo­ni­sie­run­gen der paläo­li­thi­schen Höh­len, der Kathe­dra­len von Gott MUTTER aus der STEINZEIT. Aus der Höh­le wur­de im Patri­ar­chat die Höl­le, aus der Vul­va wur­de die beschäm­te Scham, aus den Scha­ma­nen der müt­ter­li­chen Reli­gi­on wur­de der Teu­fel und aus der mor­gens am Hori­zont auf­stei­gen­den Mor­gen­rö­te und der abends abstei­gen­den Abend­rö­te wur­den die Höllenfeuer.

Son­nen­un­ter­gang auf einer For­schungs­rei­se gen Wes­ten nach Car­nac, wo die Son­ne am schein­ba­ren Ende der Welt im Meer ver­sinkt, wes­halb die­ses Gebiet bis heu­te – wie auch am spa­ni­schen Teil des Muschel­wegs – Finis­tère heißt | Bild: Franz Armbruster

Es ist Zeit sich aus den Lügen und Ver­stri­ckun­gen des Patri­ar­chats zu befrei­en und sich mit unse­ren Matrif­o­ka­len Wur­zeln wie­der zu verbinden!

Zitatquellen

Bott, Ger­hard Die Erfin­dung der Göt­ter; Essays zur Poli­ti­schen Theo­lo­gie; 2009

Bott, Ger­hard: Die Erfin­dung der Göt­ter; Essays zur Poli­ti­schen Theo­lo­gie, Band 2; 2014

Cohen, Clau­di­ne: La femme des ori­gi­nes; 2003

Conard Nicho­las J; Kie­sel­bach Petra, Archäo­lo­gi­sches Kor­re­spon­denz­blatt, 36, 2006, S. 457 – 472